8. Die Pluralbildung und maskuline bzw. feminine Formen
Auch hier folgen jetzt wieder Regelorgien, die didaktisch sinnlos sind. Es ist ein merkwürdiger Tatbestand, dass sich bestimmte Dinge relativ leicht einprägen, wenn man sie ein paar mal hört, bzw. liest. Wenn Sie wissen, was anel heißt, also Ring, dann prägt sich der dazugehörige Plural, anéis, mühelos ein. Anhand der Regelorgien kann man für bestimmte Dinge sensibilisiert werden, mach achtet dann bewusster auf diese Phänomene, mit der Wirkung, dass es sich schneller einprägt. Der Versuch sich diese Regelorgien zu merken ist allerdings völlig sinnlos.
Nochmal zum Thema Grammatik, einem Fach, das in der Schule völlig auf den Hund gekommen ist. Es gibt zwei Typen von Regeln. Die einen betreffen nur die Syntax, also die Positionierung von Elementen im Satz, bzw. die Morphosyntax, die durch den Kontext determinierte Veränderungen der Form von Wörtern. Diese Phänomene haben überwiegend keinen Bezug zur außersprachlichen Wirklichkeit. Der Spracherwerb dürfte hier so ablaufen, auch bei der Muttersprache, dass ein Muster(satz) bewusst oder unbewusst präsent ist und dessen Struktur verallgemeinert wird. Solche Regeln prägen sich relativ leicht ein, obwohl das dahinter stehende Regelwerk sehr komplex sein kann.
Eine ganz andere Kategorie sind Regeln, die stark von der außersprachlichen Wirklichkeit abhängen. In diesem Fall können zwei Sätze grammatikalisch richtig sein, nur eine Version ist im gegebenen Kontext aber inhaltlich richtig. Der Satz "Er tat so, als ob er viel Geld verdienen würde" ist genau so richtig, wie der Satz "Er tat so, als ob er viel Geld verdient hätte", sie bedeuten aber nicht dasselbe. Der Widerspruch zwischen dem, was ein Satz bedeutet und was in einem konkreten Kontext sinnvoll ist, kann so extrem sein, dass er "grammatikalisch" falsch klingt. Bei diesem Typ muss man dann tatsächlich das Regelwerk verstehen. Es gibt hier kein Muster, das man, bewusst oder unbewusst, verallgemeinern könnte.
Wenn wir also Regelfeuerwerke abbrennen, dann nicht mit dem Ziel, dass diese auswendig gelernt werden sollen. Es soll lediglich für die Probleme sensibilisiert werden.
In den allermeisten Fällen ist die Mehrzahl von irgendetwas dasselbe Ding, Tier oder Person in einer größeren Menge. Ein Haus ist eben ein Haus und mehrere Häuser eben mehrere davon, ein Pferd ist ein Pferd und mehrere davon eben mehrere. Ein Arzt ist ein Arzt und wenn wir mehrere davon haben, dann haben wir eben Ärzte.
Handelt es sich um Dinge, die nur in einer Menge vorliegen, Mehl, Marmelade, Butter etc.. dann bezeichnet der Plural unterschiedliche Sorten, wobei der schlichte Plural dann grenzwertig ist. Unterschiedliche Marmeladen sind eigentlich unterschiedliche Marmeladensorten.
Das Geschlecht eines Substantivs macht nur bei Lebewesen Sinn. Wenn es einen Bäcker gibt, dann muss es auch eine Bäckerin geben, wenn es einen Schuster gibt, dann muss es auch eine Schusterin geben und tatsächlich ist es auch nach dem Duden den Frauen erlaubt, Schuhe zu machen. Schusterin und Metzgerin klingt zwar merkwürdig, wohl auch deswegen, weil von der handwerklichen Fertigung unmittelbar zur industriellen Fertigung übergegangen wurde und die Frauen folglich gar keine Gelegenheit hatten, diese Männerbastion aufzubrechen, aber theoretisch gibt es das. Sagt zumindest der Duden und der muss es wissen.
Katholikinnen, Italienerinnen, Raucherinnen und andere Reduktionen einer Persönlichkeit auf ein vermeintlich charakterisierende Eigenschaft gab es immer schon, von daher gibt es auch eine eingebürgerte weibliche Form. Schwierig ist das dann mit der Logik. Wenn wir zwei Katholikinnen haben, die eine Polin, die andere Spanierin, haben wir entweder zwei Katholikinnen oder eben eine Polin und eine Spanierin. Vielleicht auch zwei Schneiderinnen. Wer weiß das schon. Aber das ist ein eher philosophisches Thema. Allerdings gibt es in Berlin einen Friedhof und da liegen tonnenweise Generäle und Sachen in der Art. Auf einem Grabstein steht
Hier ruht
Hans Eichler
1880 - 1950
Buchhalter
Sollte irgendwas in der Art auf Ihrem Grabstein stehen, dann wissen alle Vorübergehenden, dass Sie was falsch gemacht haben in ihrem Leben. Wenn man Sie durch eine einzige Eigenschaft definiert, dann lief was falsch.
Im folgenden nennen wir die wichtigsten Regeln, zu denen es sehr vereinzelt immer wieder Ausnahmen gibt. Auf diese Ausnahmen gehen wir nicht ein.
Der Plural endet im Portugiesischen immer auf -s. Endet das Wort auf einen Vokal, oral oder nasal, dann wird dieses -s einfach an den Singular angehängt.
Wort endet auf Vokal. Bildung des Plural durch Anhängen eines -s
o livro
os livros
das Buch => die Bücher
o pai
os pais
der Vater => die Väter
a maçã
as maçãs
der Apfel => die Äpfel
o garfo
os garfos
die Gabel => die Gabeln
a faca
as facas
das Messer => die Messer
o prato
os pratos
der Teller => die Teller
o copo
os copos
das Glas => die Gläser
a mãe
as mães
die Mutter => die Mütter
a alemã
as alemãs
die Deutsche => Die Deutschen
a irmã
as irmãs
die Schwester => die Schwestern
Endet das Wort auf -em, -im, -om oder -um dann wird ebenfalls bei der Bildung des Plural ein -s angehängt.
Allerdings wird dann aus -em, -im, -om, -um => ens, -ins, -ons, -uns.
Wort endet auf -em, -im, -om, -um. Plural auf -ens, -ins, -ons, -uns
o fim
os fins
das Ende => die Enden
o som
os sons
der Ton => die Töne
a vantagem
as vantagens
der Vorteil => die Vorteile
a origem
as origens
der Ursprung => die Ursprünge
o homem
os homens
der Mensch / Mann => die Menschen / Männer
o jovem
os jovens
der Jugendliche => die Jugendlichen
o álbum
os álbuns
das Album => die Alben
a viagem
as viagens
die Reise => die Reisen
Endet das Wort auf -r, -z oder -n, dann wird im Plural -es angehängt.
-r and -z becomes -es and -zes
a flor
as flores
die Blume => die Blumen
a mulher
as mulheres
die Frau => die Frauen
o tradutor
os tradutores
der Übersetzer => die Übersetzer
o rapaz
os rapazes
der Junge => die Jungen
o mar
os mares
das Meer => die Meere
a cruz
as cruzes
das Kreuz => die Kreuze
a raiz
as raizes
die Wurzel => die Wurzeln
Die Pluralformen einsilbiger Wörter auf -s enden auf -es. Das gleiche gilt für mehrsilbige Wörter, wenn der Tondruck auf der letzten Silbe liegt. (Allzu viele Beispiele gibt es dafür nicht.) Der Tondruck bleibt hierbei erhalten. Das heißt konkret, dass z.B. das Wort gás im Plural keinen Akzent mehr braucht, weil es dann auf -es endet und die Standardregel wieder greift. Es hat die Betonung auf der vorletzten Silbe, siehe 3.4.1, und folglich wird ein Akzent dann entbehrlich.
Einsilbiges Wort, das auf -s endet. Plural auf -es
o gás
os gases
das Gas => die Gase
o mês
os meses
der Monat => die Monate
o deus
os deuses
der Gott => die Götter
o portugues
os portugueses
der Portugiese => die Portugiesen
o país
os países
das Land => die Länder
Dann gibt es noch einige mehrsilbige Wörter, die auf -s enden. In diesem Fall ist der Singular mit dem Plural identisch. Auch hier ist die Auswahl sehr beschränkt.
Mehrsilbiges Wort auf -s. Singular und Plural identisch.
o ônibus
vários ônibus
der Buss => die Busse
o lápis
os lápis
der Bleistift => die Bleistifte
Substantive, die im Singular auf -al, -el, -ol oder -ul enden ersetzen l durch -is. Endet das Wort nach Wegfall von -l auf i, dann kommt nur ein -s dran. Also -iis gibt's nicht. Das hätte man sich aber auch denken können.
Substantive auf -al, -el, -ol, ul oder -il bilden den Plural auf -is.
o anel
os anéis
der Ring => die Ringe
o anzol
os anzoís
der Angelhaken => die Angelhaken
o varal
os varais
die Wäscheleine => die Wäscheleinen
o animal
os animais
das Tier => die Tiere
o hotel
os hotéis
das Hotel => die Hotels
o papel
os papéis
das Papier => die Papiere
o túnel
os túneis
der Tunnel => die Tunnel
o réptil
os répteis
das Reptil => die Reptilien
o sol
os soís
die Sonne => die Sonnen
o farol
os faróis
der Leuchtturm => die Leuchttürme
o taful
os tafuis
der Lebemann => die Lebemänner
Bedeutsam sind die Wörter, die auf -ão enden. Wer Spanisch kann, kann eine ganze Menge Wörter erraten. Was nämlich im Spanischen auf -ón endet, endet im Portugiesischen auf -ão. Vermutlich gibt es Ausnahmen und umgekehrt geht die Regel nicht, nicht alles was im Portugisischen auf -ão endet, endet im Spanischen auf -ón, aber eine ganze Menge Wörter kann man sich so ableiten. Vielleicht geht das manchmal schief, aber die Trefferquote ist ordentlich und viele, viele Wörter enden auf -ón im Spanischen. Genau genommen 4008.
Spanisch
Portugiesisch
Deutsch
convicción
convicção
Überzeugung
opinión
opinião
Meinung
sugestión
sugestão
Vorschlag
lección
lição
Lektion
ladrón
ladrão
Dieb
león
leão
Löwe
abstenciòn
abstenção
Enthaltung
educación
educação
Erziehung
acusación
acusação
Anklage
acción
ação
Aktion
corazón
coração
Herz
transmission
transmissão
Übertragung
Weniger hübsch ist, dass es bei den Wörtern auf -ão drei verschiedene Möglichkeiten gibt, den Plural zu bilden. Aus -ão Singular kann im Plural -ões, -ãos oder -ães werden und es gibt keine Regel, aufgrund derer sich der Plural könnte erschließen lassen. Die Mehrheit der Substantive auf –ão bilden den Plural aber auf –ões. (Wobei der alemão, der Deutsche, nicht dazugehört. Mehrere von dieser Sorte sind alemães.) Wer Spanisch kann, hat aber einen guten Anhaltspunkt. Gibt es zu dem portugiesischen Wort ein spanisches Pendant auf -ón, dann ist der Plural -ões.
–ão im Singular wird ersetzt durch -ões
o botão
os botões
der Knopf => die Knöpfe
o cordão
os cordões
der Faden => die Fäden
a estação
as estações
der Bahnhof => die Bahnhöfe
o limão
os limões
die Zitrone => die Zitronen
a paixão
as paixões
die Leidenschaft => die Leidenschaften
a visão
as visões
die Sichtweise => die Sichtweisen
a razão
as razões
der Grund (Motiv) => die Gründe
Die zweitstärkste Gruppe der Substantive, die auf –ão enden sind die, die schlicht ein -s anhängen, aus –ão wird –ãos.
–ão wird zu –ãos, es wird also schlicht ein -s angehängt
a mão
as mãos
die Hand => die Hände
o chão
os chãos
der Boden => die Böden
o grão
os grãos
das Korn => die Körner
o irmão
os irmãos
der Bruder => die Brüder
o artesão
os artesãos
der Handwerker => die Handwerker
o orgão
os órgãos
das Organ => die Organe
Dann gibt es noch eine kleine Gruppe, bei der aus –ão im Singular -ães im Plural wird.