4.1.2.2 Der Artikel vor Eigennamen


Wie bereits öfter erwähnt, hat der bestimmte Artikel im Portugiesischen nicht mehr die Funktion, Teil eines Kollektivs zu bezeichnen, denn er steht, wir diskutieren das gleich näher, auch vor Eigennamen, wo eine Einschränkung ja gar nicht möglich ist, denn ein Eigenname bezeichnet exakt eine Person.

Der Satz "Der Mann geht über die Straße" macht Sinn, denn es soll gesagt werden, dass nicht irgendein Mann über die Straße geht, sondern ein ganz bestimmter Mann. Der Satz "Der Hans geht über die Straße" allerdings ist weniger sinnreich, denn mit Hans ist derjenige, der über die Straße geht, bereits klar bestimmt, es heißt also, im Deutschen, "Hans geht über die Straße". Da gibt es nichts einzuschränken bzw. zu spezifizieren.

Fraglich ist nur, ob die Aussage in handelsüblichen Grammatiken, dass vor Eigennamen ein bestimmtere Artikel steht, tatsächlich richtig ist. Als Norm finden wir dort angegeben.

Onde está a Teresa?
Wo ist die Teresa?
Wo ist Teresa?

O Rui vai chegar amanhã.
Der Rui kommt ankommen morgen.
Rui wird morgen kommen.


Beispiel entnommen aus: Wolfgang Reumuth, Otto Winkelmann, Praktische Grammatik der portugiesischen Sprache.

Unbestritten ist die Grammatik von Wolfgang Reumuth und Otto Winkelmann ganz hervorragend, de facto die einzig gründliche Darstellung des Portugiesischen.

Die bereits oben genannte Quelle, siehe 4.1.2.1, Sérgio Rodrigues meint hierzu jedoch: (Und wir gehen davon aus, dass er als Brasilianer und Linguist zumindest mit der Situation in Brasilien gut vertraut ist.)

A língua portuguesa, em ambas as variedades, português europeu (PE) e português brasileiro (PB), admite o uso facultativo de artigo diante de nomes de pessoas ou antrop{#ó|ô}nimos. Assim, o uso ou não é função da região. No Sudeste do Brasil, em geral, bem como em Portugal, usa-se; já no Nordeste do Brasil, não é comum. Entretanto, os moradores do Rio de Janeiro que atravessarem a ponte e forem para Niterói, cidade vizinha, {#vão-se|vão se}** deparar com um grande contingente de falantes omitindo, como os baianos, o artigo diante de nome de pessoa. Em conseq{#u|ü}ência disso, as preposições em posição anterior ao antrop{#ó|ô}nimo também serão usadas em conformidade com o uso ou não do artigo.* Sowohl im europäischen Portugiesisch wie auch im brasilianischen Portugiesisch ist der Gebrauch des Artikels vor Eigennamen von Personen fakultativ. Ob er gesetzt wird oder nicht hängt also von der Region ab. Im Allgemeinen wird er im Südosten von Brasilien und in Portugal gesetzt, aber schon im Nordosten von Brasilien ist er nicht gebräuchlich. Die Einwohner von Rio de Janeiro, die die Brücke nach Niterói überqueren, werden auf viele Sprecher stoßen, die, wie die Bevölkerung von Bahia, keinen Artikel vor Eigennamen setzen.
* die Schreibweise antrop{#ó|ô}nimos bzw. {#vão-se|vão se} steht so im Orginal. Damit soll angedeutet werden, dass antroponimos sowohl mit geschlossenem o, antropônimos, wie auch mit offenem o, antropónimos, gesprochen werden kann. Im Dicionário Online de Português wird es mit geschlossenem o geschrieben. Das ist wohl die Variante des europäischen Portugiesisch.
** Personalpronomen werden im europäischen Portugiesisch mit einem hífen, Bindestrich, an das Verb angehängt, im brasilianischen Portguiesisch kann man das machen oder lassen. Es geht also 'vão-se deparar' wie auch 'vão se deparar'. Die Tonlage in den (sehr, sehr zahlreichen) Artikeln, die über die Unterschiede zwischen dem europäischen Portugiesisch und dem brasialinischen Portugiesisch diskutieren, z.B. dieser hier Colocação pronominal entre verbos, unterscheidet sich nicht wesentlich, von der, die wir aus anderen Sprachen kennen, wenn über Abweichungen zu einer wie auch immer definierten Norm diskutiert wird. Besonders interessant sind solche Diskussionen nicht, weil Varianten meistens ein bedeutungsloses Phänomen sind. Ob die oder der Butter richtig ist, ist völlig egal. Spannend wird es dann, wenn die Unterschiede auf eine grundsätzlich andere Art der verbalen Darstellung der Welt verweisen. Solche Unterschiede haben wir aber meistens nur zwischen zwei verschiedenen Sprachen, aber nicht zwischen den Varianten derselben Sprache.

Nochmal: Es folgt jetzt eine kleine Regelorgie. Die können Sie sich nicht merken und sie ist vollkommen irrelevant. Regelorgien haben nur den Sinn, mal ein bisschen über die Satzstruktur zu reflektieren und dann für die Phänomene sensibilisiert zu sein. Merken werden Sie sich das, wenn Sie ein paar mal beherzt auf den Lautsprecher klicken. Das menschliche Gehirn ist hocheffizient im Abspeichern kompletter Bruchstücke von Satzteilen und kann diese dann auch auf andere ähnliche Verhältnisse übertragen. Für das Auswendiglernen von Regelorgien ist es nicht optimiert. Das ist so ähnlich wie mit dem Merken von Melodien. Davon kann man sich Tausende mühelos merken. Die meisten Menschen haben aber schon mit 20 Telefonnummern Probleme, obwohl diese strukturell eigentlich einfacher sind. Es scheint beim Spracherwerb einen ähnlichen Mechanismus wie bei Musik zu geben.

Sie sollen sich also das, was jetzt folgt mal ganz entspannt durchlesen, ein bisschen darüber nachdenken, beherzt auf den Lautsprecher clicken und es dann wieder vergessen. Wenn es sich um ein Phänomen handelt, bei dem die außersprachliche Wirklichkeit eine Rolle spielt, dann müssen wir uns mal ein paar Regeln merken. Genauer gesagt, dann müssen wir das verstehen. Das ist bei den Zeiten der Fall, siehe 9.Zeiten. Dann allerdings wird das Thema derartig breit getreten, dass Sie sich das sowieso merken.

Bei geographischen Bezeichnungen, Kontinenten, Länder, Städte, Flüsse, Gebirge wird es etwas verwirrend und es lassen sich nur ganz wenige zuverlässige Regeln destilllieren.

Flüssen und Seen wird immer ein bestimmter Artikel vorangestellt. Bei Flüssen und Seen ist das also einfach. (Und im übrigen ist das auch im Deutschen so.) Zur Verdeutlichung der Tatsache, dass manche Präpositionen mit dem Artikel verschmolzen werden, siehe 4.1.1, haben wir sie in der deutschen Hilfsübersetzung auseinandergeschrieben. (Genau genommen wird im Deutschen dekliniert, wir haben aber in der Hilfsübersetzung den Fall durch eine Präposition zum Ausdruck gebracht.)

Flüsse sind des weiteren, zumindest so weit der Autor das geprüft hat, auch immer männlich, auch wenn sie im Urprungsland weiblich sind. Das gilt selbst dann, wenn sie auf a enden (die Mosel = o Mosella), was ja normalerweise für weibliche Substantive zutrifft.

O Reno nasce nos Alpes, noleste da Suíça.
Der Rhein entspringt in den Alpen, in demOstenvon der Schweiz.
Der Rhein entspringt in den Alpen, im Osten der Schweiz.


O rio Guadalquivir está situado no sul da península Ibérica.
Der Fluss Guadalquivir ist gelegen in dem Süden von die Halbinsel iberische.
Der Guadalquivir befindet sich im Süden der iberischen Halbinsel.


O Ganges localiza-se no norte da Índia e possui 2.500 km de extensão.
Der Ganges befindet sich in dem Norden von das Indien und besitzt 2500 kmvon Länge.
Der Ganges liegt im Norden von Indien und hat eine Länge von 2500 km.


O Mosela é um rio do nordeste da França, do Luxemburgo e do oeste da Alemanha.
Die Mosel ist ein Fluss von dem Nordosten von das Frankreich, von das Luxemburg und von das Westen von das Deutschland.
Die Mosel ist ein Fluss im Nordosten von Frankreich und Luxemburg, sowie im Westen Deutschlands.


Vor Bergen und Gebirgen steht ebenfalls immer ein Artikel. Schaut man sich bei Wikipedia die Liste der Berge an, Lista de montes, dann sind die alle männlich.

Im Deutschen haben viele Namen von Gebirgen einen Bestandteil mit einem eindeutigen Genus (die Zugspitze, das Matterhorn, der Feldberg, der Schwarzwald, das Fichtelgebirge etc.). Die haben dann den Genus dieses Bestandteiles. Ansonsten geht es wild durcheinander. Die Eifel, der Hunsrück, die Appenninen (im Italienischen männlich!).


Man kann sich wohl im Portugiesischen darauf verlassen, dass Berge und Gebirge männlich sind, wenn nicht ein Bestandteil des Namens ein Geschlecht hat. Ausnahmen wären also a Serra Nevada, a Cordilheira Bética etc..

Die Indifferenz gegenüber dem Geschlecht in der Ausgangssprache beruht auf Gegenseitigkeit. Die Anden sind im Spanischen männlich, im Deutschen weiblich, obwohl die Anden eher die Hausnummer des Himmelaya, männlich, sind und nicht die der Alpen, weiblich. Der langen Rede kurzer Sinn: Vor Bergen und Gebirgen steht ein bestimmter Artikel und der Genus ist im Portugiesischen meistens männlich.

O Monte Branco é a mais alta montanha dos Alpes.
Der Mont Blanc ist der mehr hoch Berg von den Alpen.
Der Mont Blanc ist der höchste Berg der Alpen.


O Jungfrau foi escalado até ao topo pela primeira vez em 1811.
Die Jungfrau wurde bestiegen bis zu dem Gipfel zu das erste Mal in 1811.
Bis zum Gipfel wurde die Jungfrau das erste Mal 1811 bestiegen.


O Teide é um vulcão situado na ilha de Tenerife.
Der Teide ist ein Vulkan gelegen in die Insel von Tenerifa.
Der Teide ist ein Vulkan auf der Insel Tenerifa.


Hinsichtlich Kontinente, Länder und Städte allerdings gibt es keine Regeln. Da kann ein bestimmter Artikel stehen oder auch nicht und der Genus kann maskulinum oder femininum sein.

Spanisch und Italienisch hilft Ihnen hier gar nicht weiter, sollten Sie das sprechen. Französisch im übrigen auch nicht, aber der Autor vermutet, dass Sie mit Französisch die größte Trefferquote erzielen.

Sie haben keine Garantie, dass ein Artikel vor Kontinenten, Ländern, Städten steht, wenn er in einer dieser Sprachen steht. Eine komplette Liste aller Länder mit dazugehörigem Artikel haben Sie hier: Países.

Die einzige Regel ist, dass bei Kontinenten und Ländern, die auf a enden, entweder gar kein Artikel steht oder a bzw. as, wenn es ein Plural ist (as Ilhas Marshall, as Filipinas). Endet der Name auf o, dann ist er maskulinum und der bestimmte Artikel o bzw. os (os Estados Unidos) oder eben keiner.

Um die Verwirrung komplett zu machen, kann man noch anmerken, dass in Überschriften und zu Beginn einer Abhandlung oft KEIN Artikel steht. Alle Wikipedia Artikel über die verschiedenene Länder fangen also ohne Artikel an. (Sollten Sie sich jetzt fragen, ob man sich das alles merken kann oder nicht, dann lautet die Antwort NEIN. Sie sollen sich die Beispielsätze anschauen, sich das anhören und ein bisschen über die Struktur portugiesischer Sätze nachdenken, bevor wir das alles gründlich aufrollen.).

Espanha é um país situado na península Ibérica.
Spanien ist ein Land gelegen in der Halbinsel iberisch.
Spanien liegt auf der iberischen Halbinsel.


A Noruega éum país europeu localizado na península Escandinava.
Die Norwegen ist ein Land europäisch gelegenin der Halbinsel skandinavisch.
Norwegen ist ein europäisches Land auf der skandinavischen Halbinsel.


A Finlândia é uma república independente desde 1917.
Das Finnland ist eine Republik unabhängig seit 1917.
Finnland ist seit 1917 eine unabhängige Republik.


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