20. Präpositionen



Das Portugiesische hat, wie die meisten Sprachen, so etwa 200 Präpositionen. Die meisten davon sind aber komplexe Ausdrücke aus mehreren Wörtern.

a partir de... => ab...
a pedido de... => auf Bitten von...
ao lado de ... => neben...
arredor de ... => um ...herum...
à procura de... => auf der Suche nach...


Kennt man die Bedeutung der einzelnen Wörter, partir => einen Ort verlassen, pedido => Bitte, lado => Seite, in redor steckt arredores => die Umgebung, lässt sich die Bedeutung erraten, bzw. aus dem Kontext erschließen. Präpositionen, deren semantischer Gehalt sich ohne weiteres erschließen lässt, bzw. wo es eine Entsprechung im Deutschen gibt, die in allen jeweiligen Kontexten passt, sind unproblematisch, denn diese sind in der Regel semantisch motiviert. Problematisch sind die semantisch schwach motivierten Präpositionen. Ein Bild könnte in der Wand, an der Wand oder auf der Wand hängen. Wie schwach Präpositionen motiviert sind, sieht man schon an diesem einfachen Beispiel.

Portugiesisch: (in = em) O quadro pendura na parede.
Spanisch: (in = en)El cuadro está colgado en la pared.
Französisch: (an = à) Le tableau est accroché au mur.
Italienisch: (an = a) Il quadro é appeso alla parete.
Englisch: (auf = on)The painting hangs on the wall.
Deutsch: (an)Das Bild hängt an der Wand.
Persisch: (auf = bar rouye) عکس تابلو بر روی دیوار آویزان است
aks bar rouye diwar aawizan ast.


Das Portugiesische, na (em + Artikel Singular = na), und das Spanische, en, verwenden die gleiche Präposition. Es ist die gleiche, die sie auch verwenden, wenn ein Gegenstand sich in einem anderen befindet. (Der Bleistift ist in der Schublade.)

Das Französisch, à, und das Italienische verwenden eine Präposition, die normalerweise eine ganz andere Bedeutung hat. Die Präposition à / a hat viele Bedeutungen, allerdings beschreibt sie nie die räumliche Lage zwischen zwei Objekten. Sie begegnet uns öfter, wenn die Bewegung in eine Richtung beschrieben wird. (Je vais à Paris.)

Halbwegs motiviert ist das Englische on und das Persische bar rouye, beide heißen auf und werden auch verwendet, wenn ein Gegenstand horizontal auf einem anderen liegt. (Das Buch liegt auf dem Tisch.)

Das Deutsche hat hierfür eine eigene Präposition. Befindet sich ein Gegenstand in einem anderen, heißt es in, befindet er sich waagrecht auf einem anderen, heißt es auf. Liegt er aber vertikal auf einem anderen, heißt es an.

Man kann versuchen sich die Unterschiede zu erklären, wahrscheinlich geht das Italienische und das Französische eher vom Verb aus, etwas irgendwo hinhängen, und dann steht eher die Richtung im Vordergrund, so wie bei "Vado alla spiagga", ich gehe zum Strand. Praktisch hilfreich sind solche Erklärungen aber leider nicht. Wir gehen jetzt nicht alle Präpositionen durch, dies erscheint sinnlos, da die meisten im Grunde unproblematisch und transparent sind. Wir gehen die durch, die uns im Verlaufe der Jahre als problematisch aufgefallen sind.

Des weiteren ist dies eine kontrastive Lehrbuchgrammatik und kein Wörterbuch. Eine Lehrbuchgrammatik versucht allgemeine und verallgemeinerbare Regeln zu zeigen, die auf x-beliebig viele Fälle anwendbar sind. Kontrastiv ist sie, wenn die Verhältnissse der jeweiligen Muttersprache berücksichtigt werden. Die jeweilige Muttersprache ist entweder hilfreich, nämlich dann, wenn die Strukturen der Muttersprache für das Verständnis der Fremdsprache genutzt werden können, unter Umständen muss man ein bisschen zuspitzen, oder eben ein Problem, wenn die Gefahr besteht, dass die Strukturen der Muttersprache auf die Fremdsprache übertragen werden, obwohl diese nicht so funktioniert.

Bei den Präpositionen haben wir es aber überwiegend mit Phänomenen zu tun, die stark lexikalisiert und das Ergebnis weitgehend arbiträrer, geschichtlicher Prozesse sind. Die Frage, warum im Portugiesischen ein Bild in der Wand und nicht an der Wand hängt, ist in etwas so sinnvoll wie die Frage, warum Tisch auf Portugiesisch mesa heißt. Wir werden also im folgenden Versuchen, allgemeine Regeln zu destillieren, wir werden aber keine endlosen Listen von idiomatischen Ausdrücken liefern, wo diese oder jene Präposition verwendet wird.

Passiv, das heißt lesend oder hörend, stellen Präposition auch kein Problem dar, der Sinn lässt sich aus dem Kontext immer entnehmen und wer ein paar portugiesische Romane liest, bzw. sich anhört, dem werden sich die Präpositionen und deren Verwendung automatisch einprägen. Sich ein neues Wort zu merken, bedarf einer gewissen Anstrengung. Bei der Präposition muss man sich lediglich merken, in welchen Kontext sie auftaucht, bekannt ist sie ja, und das fällt nicht besonders schwer. Hilfreich ist es, für die Phänomene sensibilisiert zu sein. Sollten dennoch Probleme auftreten, kann man in ein Wörterbuch schauen. Eine Lehrgrammatik ist aber kein Wörterbuch.

Wir werden im folgenden einige Präpositionen vorstellen und bestimmte Probleme erötern. Das wird das grundlegende Problem aber nicht lösen. Präpositionen sind weitgehend arbiträr. Ein großes Problem ist das nicht, aber man lernt das gemütlicher, wenn man viel auf Portugiesisch liest. Sich Tausende von Strukturen einzuprägen ist wesentlich weniger lustig und wahrscheinlich auch nicht zielführend. Liest man ein paar Romane, prägt sich das automatisch ein. Für die Phänomene sensibilisiert zu sein, ist hierbei hilfreich.






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