Die Konjunktionen, die wir bis jetzt gesehen haben, leiteten einen Nebensatz ein, der ein Ereignis beschreibt, das eine temporale, finale, kausale, konzessive, konditionale, adversative, konsekutive Beziehung zu dem im Hauptsatz beschriebenen Ereignis hatte. Eine solche
Beziehung besteht bei den nebenordnenden Konjunktionen nicht. Genau genommen leiten diese Konjunktionen auch keinen Nebensatz ein, denn es ist gar nicht klar, was der Nebensatz ist. Die Reihenfolge lässt sich vertauschen.
Morgens geht er arbeiten und abends geht er an die Universität.
Abends geht er an die Universität und morgens geht er arbeiten.
Entweder schläft er oder er macht Unsinn.
Er macht entweder Unsinn oder er schläft.
Er ist so reich, wie er geizig ist.
Er ist so geizig, wie er reich ist.
Das im Nebensatz geschilderte Ereignis hat keine Beziehung zum Ereignis, das im Hauptsatz geschildert wird, wobei man von Nebensatz und Hauptsatz bei nebenordnenden Konjunktionen gar nicht sprechen kann.
Da unterordnende Konjunktionen eine Beziehung herstellen zwischen dem Ereignis, das im Nebensatz beschrieben wird und dem Ereignis, das im Hauptsatz beschrieben wird, kann man auch nicht einfach den Nebensatz zum Hauptsatz und
viceversa erklären.
1) Er hat Hunger, obwohl er gerade gegessen hat.
2) Er hat gerade gegessen, obwohl er Hunger hat.
2) ist, naheliegenderweise, Unsinn.
Im Gegensatz zu den bislang genannten Konjunktionen, können die nebenordnenden Konjunktionen auch Adjektive, "Er ist hinterlistig und skruppelos", Substantive, "Ich mag weder Bier noch Wein" und Adverbien, "Er läuft schnell und flink"
verbinden. Man muss jetzt nicht unbedingt verstehen, warum auf der einen Seite der wenig erfolgreiche Versuch gestartet wurde, die unterordnenden Konjunktionen zu gruppieren, andererseits aber unter der Großgruppe Konjunktionen
völlig unterschiedliche Dinge zusammengefasst werden. Die unterordneten Konjunktionen leiten einen Nebensatz ein, der immer ein Verb hat und ein Ereignis beschreibt. Bei nebenordnenden Konjunktionen ist das nicht notwendigerweise
der Fall.
Er isst sowohl Kartoffeln wie auch Nudeln.
Er hat weder Zeit noch Muse.
Ob z.B. ein Unterschied besteht zwischen adversativen Konjunktionen und konzessiven Konjunktionen besteht, siehe 19.3, kann im Einzelfall strittig sein. Ob aber eine Konjunktion einen Nebensatz mit eigenem Verb einleitet oder nicht, ist schon ein gewaltiger
Unterschied. Terminologisch hätte man für die nebenordnenden Konjunktionen besser einen ganz anderen Begriff eingeführt. Letztlich ist das zwar egal, aber wenn die Grammatikfuzzis schon pingelig sind, müssen sie schon damit
rechnen, dass andere Leute mal so richtig pingelig sind.