Adversative Konjunktionen sind jetzt was ganz Scharfsinniges. Aber / jedoch z.B. sind adversative Konjunktionen, obwohl / obschon sind konzessive Konjunktionen. Um den Unterschied zu sehen, muss man ein bisschen Metaphysik
betreiben. Wie immer ist die Praxis einfach, die Theorie schwierig. Die Praxis ist einfach, weil es zur portugiesischen Konjunktion eine gleichwertige deutsche Konjunktion gibt, so dass man sich lediglich das portugiesische Pendant zum
deutschen Gegenstück merken muss. Verwendet wird es dann gleich. Theoretisch allerdings ist es schwierig, adversative und konzessive Konjunktionen präzise zu beschreiben, bzw. sie präzise voneinander abzugrenzen.
konzessiv:
Obwohl er viel Geld angespart hatte, reichte es nicht.
adversativ:
Er hatte viel Geld angespart, aber es reichte nicht.
Die meisten Satzgefüge mit einem Konzessivsatz kann man in ein Satzgefüge mit einem Adversativsatz überführen, wenn man aus dem Hauptsatz den entsprechenden Nebensatz macht.
Er hätte rechts abbiegen müssen, bog aber links ab.
Obwohl er hätte rechts abbiegen müssen, bog er links ab.
Obwohl er es weiß, sagt er es mir nicht.
Er weiß es, aber er sagt es mir nicht.
Obwohl er arrogant ist, mögen ihn alle.
Er ist arrogant, aber alle mögen ihn.
Obwohl er kein Geld hat, lebt er auf großem Fuße.
Er hat kein Geld, aber er lebt auf großem Fuße.
Das Problem ist, dass die Begriffe konzessiv und adversativ nichtssagend sind. Bei Konzessivsatz denkt jeder an lateinisch concedere, einräumen. Passend ist das bei der Konzession, da bekommt jemand ein Recht eingeräumt.
Adversativ kommt von adversus, gegenteilig, aber gegenteilig ist beim Adversativsatz gar nix. In einem Satz wie "Er wollte eine Birne, hat aber einen Apfel bekommen" ist nichts gegenteilig. Eine Birne ist nicht das Gegenteil von einem
Apfel. Es ist schlicht eine andere Frucht. Es ist aber tatsächlich etwas schwierig, bessere Begriffe zu finden.
Rein inhaltlich gibt es zwischen adversativen und konzessiven Konjunktionen meistens keine großen Unterschiede. Wir haben immer zwei Handlungen und bei einer dieser Handlungen hätte es eine Alternative gegeben, die mit der anderen
Handlung kompatibel ist. Unterscheiden lassen sie sich eigentlich nur da, wo eine Substitution nicht mehr funktioniert. Semantisch sind sie sich sehr ähnlich, meistens könnte die eine die andere fast substituieren, auch wenn es schief
klingt.
a
b
1)
Er kauft sich ein Auto,
aber er hat keinen Führerschein.
2)
Obwohl er keinen Führerschein hat,
kauft er sich ein Auto.
In diesem Fall würden Deutsch Muttersprachler 2) präferieren, obwohl (!) es schwer fällt, den Grund für diese Präferenz zu nennen. Klar ist nur, dass die zwei Teilsätze a und b nicht gleichgewichtig sind, also nicht beliebig aber oder obwohl
gesetzt werden kann. Der Konzessivsatz beschreibt ein Ereignis, das potentiell in der Lage gewesen wäre, das Ereignis des Hauptsatzes zu verhindern, es aber tatsächlich nicht verhindert hat. Das gilt auch für negativ formulierte
Sätze.
1)
Obwohl er das Buch gelesen hat, weiß er nicht was drin steht.
2)
Obwohl er das Buch nicht gelesen hat, weiß er was drin steht.
Bei 1) beschreibt der Konzessivsatz eine Handlung, die geeignet war, das im zweiten Teil des Satzgefüge beschriebene Ereignis Realität werden zu lassen. Das ist aber nicht passiert. Bei 2) trat das Ereignis ein, obwohl (!) das hierfür
notwendige Ereignis nicht eingetreten ist. Der Konzessivsatz beschreibt also generell widrige Umstände, die geeignet gewesen wären, den Eintritt des im Hauptsatz beschriebenen Ereignis zu verhindern, das Ereignis aber trotzdem nicht eingetreten ist. Ein solcher Zusammenhang liegt beim Adversativsatz nicht vor.
3)
Er hat das Buch gelesen, aber nichts verstanden.
4)
Obwohl er es nicht verstanden hat, hat er das Buch gelesen.
Diese Sätze bedeuten nicht das gleiche. Bei 4) haben wir ein Ereignis, das geeignet gewesen wäre, das im Hauptsatz beschriebene Ereignis zu verhindern, was aber tatsächlich nicht passiert ist. Da er nichts verstanden hat, hätte er das
Buch auch aus der Hand legen können, was er aber nicht getan hat. Bei 3) hat er unter Umständen nicht mal gemerkt, dass er nichts versteht. Vermutlich werden die meisten Deutsch Muttersprachler "fühlen", dass die Sätze nicht identisch
sind. Wer es nicht "fühlt", muss sich das Anhand von Beispielen klar machen, wo eine Substitution endgültig nicht mehr möglich ist.
Er liest gerne, aber keine Kriminalromane.
nicht: Obwohl er keine Kriminalromane liest, liest er gerne.
Dafür zahle ich höchsten 500 Euro, aber keine Tausend.
nicht: Obwohl ich dafür 500 Euro bezahle, bezahle ich dafür keine Tausend.
Die Einteilung der Konjunktionen, die üblicherweise in Grammatiken vorgenommen wird, adversative Konjunktionen, konzessive Konjunktionen, temporale Konjunktionen etc. ist weitgehend sinnfrei, weil viele Konjunktionen je nach Kontext
mal zur einen, mal zur anderen Gruppe gehören. Die Konjunktion während z.B. kann "adversativ" sein, also einen Gegensatz ausdrücken, aber auch "temporal".
adversativ: Sie ist fleißig, während er faul ist.
temporal: Während du kochst, putze ich das Bad.
Insbesondere die Unterscheidung zwischen adversativ und konzessiv ist fließend.
Er ist reich, jedoch unglücklich.
Obwohl er reich ist, ist er unglücklich.
Jedoch wird zu den adversativen Konjunktionen gerechnet, obwohl zu den konzessiven. Weder adversativ noch konzessiv sind Begriffe, die den Sachverhalt treffend beschreiben. Beide Konjunktionen relativieren die Relevanz der im
Hauptsatz gemachten Aussagen. Aus praktischer Sicht nützt uns die Einteilung nichts.
Wir verlassen jetzt aber die metaphysische Debatte und widmen uns der Praxis, was dann relevanter und einfacher ist.