Der wichtigste Kontext, wo der Konditional auftaucht, sind Bedingungssätze. Die Bedingung kann hierbei beim Bedingungssatz I als unvollendet oder vollendet angenommen werden.
Bedingungssatz Typ I: Bedingung wird wahrscheinlich erfüllt
Wenn er zahlt, bekommt er es.
Wenn er bezahlt hat, bekommt er es.
Bedingungssatz Typ II: Bedingung möglich, aber unwahrscheinlich
Wenn er bezahlen würde, bekäme er es.
Bedingungssatz III: Bedingung liegt definitiv nicht vor.
Wenn er bezahlt hätte, würde er es bekommen haben.
Beim Bedingungssatz II kann die Bedingung nicht als vollendet vorgestellt werden, denn wenn sie als vollendet vorgestellt wird, wird aus dem Bedingungssatz vom Typ II automatisch ein Bedingungssatz vom Typ III. Der Konditonal kann hierbei im Deutschen sowohl beim wenn-Teil des Satzes wie auch beim Haupsatz durch den Konjunktiv ersetzt werden. Der Konditional wird gewählt, wenn der Konjunktiv zweideutig ist, weil er sich entweder vom Präsens Indikativ oder dem Imperfekt Indikativ nicht unterscheidet, dem Sprecher / Schreiber unbekannt ist oder schlicht albern klingt.
Wenn er gerne Kuchen äße, büke er einen.
Wenn er gerne Kuchen essen würde, würde er auch auch einen backen.
Die von Deutschlehrern an der Penne oft kolportierte These, dass nach wenn keine würde stehen kann, ist Schwachsinn, da es bei manchen Verben gar keinen eindeutigen Konjunktiv gibt, bzw. der Konjunktiv ungebräuchlich ist, so dass nur noch die würde Form möglich ist. Haben wir im wenn-Teil ein solches Verb, ist der Konditional schlicht alternativlos. Wahrscheinlich haben die Lehrer eine Regel aus dem Englischen, If I were rich, I would buy a car, ins Deutsche übertragen, wo sie allerdings nicht gilt.
Richtig ist die Regel allerdings in den romanischen Sprachen. Im wenn Teil steht in den romanischen Sprachen bei Bedingungssätzen von Typ II und Typ III IMMER der conjuntivo, nie ein condicional.
Beim Bedingungssatz vom Typ I haben wir einen Unterschied zu allen anderen romanischen Sprachen. Bei allen anderen romanischen Sprachen steht im wenn-Teil das Präsens, wenn die Bedingung als unvollendet geschildert wird, bzw. das Perfekt, wenn die Bedingung als vollendet beschrieben wird. Der Bedingungssatz vom Typ 1 wird mit dem indicativo konstruiert.
Dem ist im Portugiesischen nicht so. Im Portugiesischen steht da der futuro do conjuntivo bzw. der futuro II do conjuntivo. Die allgemeine Regel, dass der futuro do conjuntivo immer dann steht, wenn Unsicherheit darüber besteht, wann das Ereignis eintritt, aber der Eintritt des Ereignisses an sich nicht in Frage gestellt wird, trifft hier also nicht zu, denn der Eintritt des Ereignisses wird in Frage gestellt. Man könnte aber argumentieren, dass der Eintritt des Ereignisses eher für wahrscheinlich gehalten wird und lediglich Unklarheit über den Eintritt des Ereignisses besteht, denn beim Bedingungssatz vom Typ I wird der Eintritt des Ereignisses für wahrscheinlich gehalten. Des weiteren handelt es sich bei Bedingungssätzen um logische Verbindung und nicht um eine subjektive Bewertung. Wenn a) vorliegt, tritt b) ein. Der Kausalzusammenhang ist eine objektive Tatsache und keine subjektive Einschätzung.
Wählen Sie in den folgenden Sätzen die richtige Verbform. Um welchen Typ von Bedingungssatz es sich handelt, können Sie dem deutschen Satz entnehmen.
Wir gehen jetzt davon aus, dass die Bedingung im Bedingungssatz vom Typ I mit futuro I / II do conjuntivo gebildet wird.