13.1 Bildung des Konditionals


Stellt man auf die konkrete Verwendung des Konditonals ab, lässt er sich leicht beschreiben. Er taucht auf in Bedingungssätzen von Typ II und Typ III, siehe Kapitel 13. Des weiteren wird er benutzt, wenn der Sprecher sich etwas zurücknehmen will, also ein Bitte höflicher formulieren will, wobei der Konditional im Deutschen, nicht aber in den romanischen Sprachen, mit dem Konjunktiv konkurriert.

Wenn er nicht krank wäre, ginge er in die Schule.
Wenn er nicht krank wäre, würde er in die Schule gehen.

Weiter beschreibt der Konditional, auch in den romanischen Sprachen, eine Zukunft aus Sicht der Vergangenheit.

Er wusste, dass sie da sein würde.

Allerdings widerspricht diese Verwendung, sollte dies irgendjemand interessieren, der oft kolportierten These, dass der Konditional lediglich eine Ersatzform des Konjunktivs ist. Das trifft zwar meistens zu, hier allerdings nicht. Für den Konjunktiv gibt es hier keine Veranlassung und in den romanischen Sprachen steht hier ebenfalls ein Konditional. Der Konditional ist hier nicht der Konjunktiv von würde, sondern hat eine Funktion, die der Konjunktiv nie hat. Er verweist aus der Sicht der Vergangenheit auf die Zukunft. Niemand wird behaupten, dass diese Verwendung sauber in das Gesamtsystem eingebettet ist, aber man kann auch nicht unbedingt behaupten, dass der Konditional lediglich ein verkappter Konjunktiv ist.

Im Deutschen ist das, also Zukunft aus Sicht der Vergangenheit, der einzige Kontext, wo man das Teil tatsächlich braucht. In allen anderen Kontexten braucht man ihn nur, weil der Konjunktiv zweideutig ist bzw. affig klingt.

Wenn ich Mehl hätte, bücke ich einen Kuchen.
Wenn ich Mehl hätte, würde ich einen Kuchen backen.

Will man den Konditional abstrakt beschreiben, ist das schwieriger. Er konkurriert im Deutschen stark mit dem Konjunktiv und wäre die Formenbildung im Konjunktiv nicht so wirr, würde der Konditional wahrscheinlich allmählich verschwinden.

Wie der Konjunktiv beschreibt auch der Konditional eine Möglichkeit.

Ich würde es tun, wenn ich Zeit hätte.
Ich täte es, wenn ich Zeit hätte.

Systematisch lässt sich der Konditional nicht einordnen. Man muss sich einfach die paar Kontexte merken, allzu viele sind es ja nicht, wo er verwendet wird.

Die Bildung allerdings ist hammereinfach. Man nimmt den Infinitiv und hängt die entsprechenden Endungen an, also -ia, -ias, -ia, -iamos, -iam.

Der Konditional II beschreibt hypothetisch einen vollendeten Vorgang.

Wenn die Musik nicht so laut wäre, würde ich den Brief schon geschrieben haben.
Wenn die Musik nicht so laut wäre, hätte ich den Brief schon geschrieben.

Da die Konstruktion mit dem Konditional II aber etwas verdreht und langwierig ist, dürfte er praktisch keine Rolle spielen und wird durch den Konjunktiv II der Vergangenheit ersetzt. In den romanischen Sprachen allerdings ist die Bildung einfach, man nimmt den Konditional des Verbes ter, teria, terias, teria, teriamos, teriam und hängt das Partizip Perfekt dran.

Er konkurriert in den romanischen Sprachen nicht mit dem Konjunktiv.

Bilden Sie den Konditional I der folgenden Verben. Verben, die den Konditional I unregelmäßig bilden sind höchst, höchst selten. Eine Ausnahme ist fazer.

falar sprechen
 
dargeben
 
ouvirhören
 
comprar wollen
 
saber wissen
 
fazer machen
 
começaranfangen
 
poderkönnen
 
entrar hineingehen
 





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