3.1. Vokale

Vorbemerkungen: Im folgenden wird das Lautsystem des Portugiesischen ausführlich beschrieben. Der Sinn ist, für die verschiedenen Phänomene sensibilisiert zu werden. Dieses Lehrbuch ist voll vertont. Sie hören alle Töne noch ein paar TAUSEND Mal. Die Aussprache wird sich also automatisch einprägen. Es ist aber hilfreich, wenn man weiß, worauf man achten sollte. Merken Sie sich zu jeder Regel ein Wort, dann funktioniert das. Die Aussprache eines Wortes lässt sich leicht einprägen, wenn man es ein paar Mal hört und bei Bedarf kann die Regel dann abgeleitet werden, wenn man sich schon mal damit beschäftigt hat.

Des weiteren gibt es immer wieder Diskussionen, auch unter Portugiesisch Muttersprachlern, ob ein o bzw. e offen oder geschlossen gesprochen wird, ein r zu sprechen ist wie ein deutsches r oder ein spanisches r, de im Auslaut /dschi/ zu sprechen ist oder /de/, ein sch stimmhaft oder stimmlos etc. etc.. Es ist dann hilfreich, wenn man weiß, was ein offenes o bzw. ein geschlossenes o überhaupt ist, was ein spanisches r ist und was ein deutsches r, auf welcher Silbe der Tondruck liegt etc. etc.. Um nachzuvollziehen, über was da eigentlich diskutiert wird, sollte man mit ein paar Tatbeständen vertraut sein. Das Detail eines Details braucht man sich nicht zu merken. Die Aussprache erlernen Sie, so Sie für die Phänomene sensibilisiert sind, durch einen beherzten Click auf das Lautsprecher Symbol.

Unter Vokalen versteht man Laute oder Phoneme, bei denen die Luft ungehindert ausströmt ohne von der Zunge, den Lippen, den Zähnen, dem Gaumensegel gebrochen zu werden. Die verschiedenen Laute ergeben sich durch die Größe und Form des Resonanzraumes, den Sie mit dem Mund und der Zunge bilden, wobei bei den nasalen Vokalen auch die Nase als Resonanzraum dient.

Allerdings funktioniert das nur, wenn die Stimmbänder vibrieren, weshalb alle Vokale stimmhaft sind. Das h wäre zwar nach der oben genannten Definition auch ein Vokal, aber mit einem h, was ja stimmlos ist, können Sie vielleicht eine Kerze auspusten, aber besonders tönen tut es nicht. Das ist wie mit einer Gitarre. Erst wenn eine Seite schwingt, kann der Resonanzkörper unterschiedliche Töne hervorbringen. Vokale sind also immer stimmhaft.

Konsonanten können auch stimmlos sein. Wird der Luftstrom unterbrochen, können auch anders Schallwellen erzeugt werden, ein vibrieren der Stimmbänder ist dann nicht unbedingt notwendig. Damit Sie der Saite einer Guitarre unterschiedliche Töne entlocken können, muss diese vibrieren. Sie können aber auch einfach die Guitarre als Trommel verwenden, dann brauchen Sie die Saiten nicht.

Vokale sind, in der Regel, lerntechnisch wesentlich schwieriger als Konsonanten. Konsonanten werden gebildet, indem man z.B. die Zungenspitze an die oberen Schneidezähne drückt, dahinter Luft staut und diese dann plötzlich freigibt. Dann hat man ein t oder ein d.

Beim s lässt man an gleicher Stelle einen Zwischenraum und presst durch diesen Zwischenraum Luft, beim b schließt man die Lippen, staut Luft dahinter und lässt diese dann anschließend wieder ausströmen etc. etc..

Die Art, wie sie produziert werden, lässt sich genau beschreiben und phonetisch sind sie eindeutig, das heißt ein Konsonant ist deutlich von einem anderen unterscheidbar.

Bei Vokalen allerdings, insbesondere wenn sie sehr ähnlich sind, ist das schwieriger. Wie der Resonanzraum gebildet werden muss, ist schwer beschreibbar. Die meisten Deutschen wären z.B. der Meinung dass das o in Ofen und das o in offen derselbe Laut ist. Erst wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass bei dem o in Ofen die Lippen gerundet werden und bei offen nicht, werden sie langsam zustimmen, dass es zwei verschiedene Töne sind.

Gleiches gilt für das a in kalt und das a in Arm. Bei letzterem wird der Mund weiter geöffnet.

Ist ein Vokal in der Muttersprache nicht vorhanden, bereitet es in der Regel Mühe, diesen zu reproduzieren. Die deutschen Umlaute ä,ö,ü sind z.B. für alle "Ausländer", außer eben für Franzosen, die diese Töne auch haben, eine echte Herausforderung. Sprachen mit extrem vielen Vokalen, wie etwa das Chinesische, werden vermutlich nie besonders viele Fans haben, wenn sich die Chinesen nicht ein paar didaktisch geniale Tricks einfallen lassen.

Manche Leute können sich fragen, warum man überhaupt zwischen Vokalen und Konsonanten trennt und nicht alles zusammen einfach Laute, Phoneme, Töne or whatever nennt.

Die Trennung ist sinnvoll, denn Vokale haben eine wichtige Funktion. Wie bereits gesagt, sind an der Produktion von Vokalen die Zähne, die Zungenspitze, das Gaumensegel nicht beteiligt. Bei einem Vokal kann also in eine Grundposition zurückgefahren werden, die es dann wiederum erlaubt, den nächsten Konsonant zu produzieren.

Die Aussprache eines Wortes wie Trdzp ist was für die Sportlichen unter uns. Taredozip ist da schon gemütlicher. Wenn Vokale in didaktischer Hinsicht eine ganz andere Herausforderung sind als Konsonanten, sie sich von diesen in funktioneller Hinsicht deutlich unterscheiden, sie charakteristische Merkmale aufweisen (stimmhaft), es davon in einer Silbe in der Regel nur einen gibt (sind es zwei spricht man von einem Dipthong, stoßen sie aufeinander, von einem Hiatus), dann macht es auch Sinn, ihnen einen eigenen Namen zu geben.

Wer weiß, was ein Vokal ist, der weiß dann auch sofort, was ein Satz der Art "Diese Sprache hat 15 Vokale und 20 Konsonanten" bedeutet. Er weiß dann sofort, ohne nähere Erläuterung, dass diese Sprache ungemütlich ist.






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