21.2.1 der Elativ


Den Elativ gibt es in den romanischen Sprachen als grammatikalische Kategorie, weil Adverbien und Adjektive eine Form annehmen können, die eine große Merkmalsausprägung beschreibt. Tatsächlich gibt es aber gar keinen Unterschied zwischen der synthetischen Form und der analytischen Form.

amargoamaríssimo muito amargo
bittersehr bitter sehr bitter


Amaríssimo und muito amargo bedeutet genau das gleiche. Warum man ersteres als Elativ, bzw. also absoluten Superlativ bezeichnet und letzteres als eine schlichte Kombination aus Adverb + Adjektiv / Adverb muss man nicht verstehen. Ein möglicher Grund ist eben die Tatsache, dass er eine eigene Form hat.

Inhaltlich wäre der Begriff Elativ sinnvoll, wenn implizit auf eine Referenzgruppe verwiesen wird. In einem Satz vom Typ "Das ist das Teuerste" steckt implizit "von allen" mit drin. Aus dieser Perspektive wäre der Elativ ein Superlativ, bei dem die Vergleichsgruppe nicht genannt wird.

Richtig ist nur, dass er absolut ist, es gibt also keinen Referenzgröße, anhand derer die überragende Merkmalsausprägung gemessen werden könnte und von daher liegt es im Auge des Betrachters, ob er eine Blume nun lediglich linda (schön) oder lindíssima (sehr schön) findet. Die Bildung ist, bei den regulären Elativen, einfach. Man entfernt das o und hängt dann die Endung -íssimo (bzw. -íssima, íssimos, -íssimas) an bzw. hängt die Endung direkt an, wenn das Adverb / Adjektiv auf Konsonant endet.

belo - belíssimo schön - sehr schön
cheio - cheíssimo voll - sehr voll
estranho - estranhíssimo fremd - sehr fremd
feio - feíssimo hässlich - sehr hässlich
feliz - felicíssimo glücklich -sehr glücklich
límpio - limpiíssimo sauber - sehr sauber
normal - normalíssimo normal - sehr normal


Daneben gibt es noch eine große Anzahl an unregelmäßigen Superlativen, die man aber alle nicht kennen muss.

amável - amabilíssimo nett sehr nett
alto - supremo hoch sehr hoch
amargo - amaríssimo bitter sehr bitter
feliz - felicíssimo glücklich sehr glücklich
feroz - ferocíssimo wild sehr wild
fiel - fidelíssimo treu sehr treu
frio - frigidíssimo kalt sehr kalt
grande - máximo groß sehr gross
jovem - juveníssimo jung sehr jung
preguiçoso - pigérrimo faul sehr faul
sábio - sapientíssimo weise sehr weise
senil - senilíssimo senil sehr senil
simples - simplíssimo einfach sehr einfach
veloz - velocíssimo schnell sehr schnell


Die Formen besten, höchsten, schönsten etc.. können im Deutschen im Allgemeinen nicht absolut verwendet werden. Im Portugiesischen schon, wobei man bezweifeln kann, dass diese Formen besonders verbreitet sind.

João mostrou-se um amigo fidelíssimo.
João erwies sich als sehr treuer Freund.*
A população daquele país é paupérrima.
Die Bevölkerung dieses Landes ist sehr arm.**


* nicht: João erwies sich als treuester Freund.

** nicht: Die Bevölkerung dieses Landes ist am ärmsten.

Da der Elativ im Grunde keinen eigenen semantischen Gehalt hat, also sich von der analytischen Form nicht unterscheidet, in den Beispielen oben hätte man anstatt fidelíssimo auch muito fiel bzw. anstatt paupérrima auch muito pobre schreiben können, und lediglich eine grammatikalische Form ist, wird in vielen Grammatiken eine Kombination aus einem Adverb, das eine große Intensität beschreibt (extraordinariamente, muito, etc.) + Adjektiv ebenfalls als Elativ bezeichnet.

Paulo é extraordinariamente atencioso.
Paulo ist ungewöhnlich aufmerksam.


Dies wiederum hält der Autor für Unsinn. Fängt man an, jede Kombination aus Adverb und Adjektiv einer grammatikalischen Kategorie zuzuordnen, erhält man unendlich viele Kategorien.

eine leicht enflammbare Flüssigkeit
ein schnell drehender Kreisel
ein schwer verdaubares Essen


Wer Spaß daran hat, kann diese Kombinationen nun irgendwelchen Gruppen zuordnen, aber faktisch handelt es sich, wie auch beim sogenannten analytischen Elativ, um eine Kombination aus Adverb und Adjektiv.


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