Den Elativ gibt es in den romanischen Sprachen als grammatikalische Kategorie, weil Adverbien und Adjektive eine Form annehmen können, die eine große Merkmalsausprägung beschreibt. Tatsächlich gibt es aber gar keinen Unterschied
zwischen der synthetischen Form und der analytischen Form.
amargo
amaríssimo
muito amargo
bitter
sehr bitter
sehr bitter
Amaríssimo und muito amargo bedeutet genau das gleiche. Warum man ersteres als Elativ, bzw. also absoluten Superlativ bezeichnet und letzteres als eine schlichte Kombination aus Adverb + Adjektiv / Adverb muss man nicht verstehen.
Ein möglicher Grund ist eben die Tatsache, dass er eine eigene Form hat.
Inhaltlich wäre der Begriff Elativ sinnvoll, wenn implizit auf eine Referenzgruppe verwiesen wird. In einem Satz vom Typ "Das ist das Teuerste" steckt implizit "von allen" mit drin. Aus dieser Perspektive wäre der Elativ ein Superlativ, bei dem die Vergleichsgruppe nicht genannt wird.
Richtig ist nur, dass er absolut ist, es gibt also keinen Referenzgröße, anhand derer die überragende Merkmalsausprägung gemessen werden könnte und von daher liegt es im Auge des Betrachters, ob er eine Blume nun lediglich linda
(schön) oder lindíssima (sehr schön) findet. Die Bildung ist, bei den regulären Elativen, einfach. Man entfernt das o und hängt dann die Endung -íssimo (bzw. -íssima, íssimos, -íssimas) an bzw. hängt die Endung direkt an, wenn das Adverb / Adjektiv auf Konsonant endet.
belo - belíssimo
schön - sehr schön
cheio - cheíssimo
voll - sehr voll
estranho - estranhíssimo
fremd - sehr fremd
feio - feíssimo
hässlich - sehr hässlich
feliz - felicíssimo
glücklich -sehr glücklich
límpio - limpiíssimo
sauber - sehr sauber
normal - normalíssimo
normal - sehr normal
Daneben gibt es noch eine große Anzahl an unregelmäßigen Superlativen, die man aber alle nicht kennen muss.
amável - amabilíssimo
nett sehr nett
alto - supremo
hoch sehr hoch
amargo - amaríssimo
bitter sehr bitter
feliz - felicíssimo
glücklich sehr glücklich
feroz - ferocíssimo
wild sehr wild
fiel - fidelíssimo
treu sehr treu
frio - frigidíssimo
kalt sehr kalt
grande - máximo
groß sehr gross
jovem - juveníssimo
jung sehr jung
preguiçoso - pigérrimo
faul sehr faul
sábio - sapientíssimo
weise sehr weise
senil - senilíssimo
senil sehr senil
simples - simplíssimo
einfach sehr einfach
veloz - velocíssimo
schnell sehr schnell
Die Formen besten, höchsten, schönsten etc.. können im Deutschen im Allgemeinen nicht absolut verwendet werden. Im Portugiesischen schon, wobei man bezweifeln kann, dass diese Formen besonders verbreitet sind.
João mostrou-se um amigo fidelíssimo.
João erwies sich als sehr treuer Freund.*
A população daquele país é paupérrima.
Die Bevölkerung dieses Landes ist sehr arm.**
* nicht: João erwies sich als treuester Freund.
** nicht: Die Bevölkerung dieses Landes ist am ärmsten.
Da der Elativ im Grunde keinen eigenen semantischen Gehalt hat, also sich von der analytischen Form nicht unterscheidet, in den Beispielen oben hätte man anstatt fidelíssimo auch muito fiel bzw. anstatt paupérrima auch muito pobre schreiben können, und lediglich eine grammatikalische
Form ist, wird in vielen Grammatiken eine Kombination aus einem Adverb, das eine große Intensität beschreibt (extraordinariamente, muito, etc.) + Adjektiv ebenfalls als Elativ bezeichnet.
Paulo é extraordinariamente atencioso.
Paulo ist ungewöhnlich aufmerksam.
Dies wiederum hält der Autor für Unsinn. Fängt man an, jede Kombination aus Adverb und Adjektiv einer grammatikalischen Kategorie zuzuordnen, erhält man unendlich viele Kategorien.
eine leicht enflammbare Flüssigkeit
ein schnell drehender Kreisel
ein schwer verdaubares Essen
Wer Spaß daran hat, kann diese Kombinationen nun irgendwelchen Gruppen zuordnen, aber faktisch handelt es sich, wie auch beim sogenannten analytischen Elativ, um eine Kombination aus Adverb und Adjektiv.